Fotofilm, D 2015
„Meine Wohnform ist vielleicht doch nicht nur eine Jugendphase.“
Ihre Arbeit „Substandardwohnen“ ist ein Fotofilm und ein autobiographischer Dokumentarfilm. Es geht um das Leben im Bauwagen, in ausgebauten Lastwagen und an gemeinschaftlich organisierten Orten. So wie man sich mit Lastern, Hängern und Bauwagen in die städtischen Lücken, Brachflächen, in das Dazwischen drängt, spiegelt sich diese Wohnform in der Form des Films wider: ein Dazwischen, ein Zwitterwesen, ein Hybrid, abstammend von zwei Künsten, der Fotografie und dem Film.
Der Film erzählt von einer Wohnform, aber auch vom sozialen Miteinander, von Machtverhältnissen, vom Dazwischen, von Gesetzen und Vorschriften, die sich mit dem Dazwischen schwer tun und von einer Subkultur oder Szene. Er fragt nach Zugehörigkeit, Autonomie und Zuhause. Und was das eigentlich ist; sich zuhause fühlen.
Yule von Hertell versucht die Vielfalt des Dokumentarischen und seine filmische Möglichkeiten zu ergründen. Sie arbeitet mit dokumentarischen und essayistischen Verfahren. Der Essayfilm ist eine filmische Form, die immer wieder über Grenzen geht und deshalb vielleicht schwer mit herkömmlichen Gattungsbeschreibungen zu fassen ist. „Essayfilme sind Filme, die ihre eigene Darstellung reflektieren, die eher eine Idee entwickeln als eine Fabel erzählen, es sind zuweilen intellektuelle und philosophische Werke, Filme, die denken und das Denken stimulieren.“*
*Sven Kramer, Thomas Tode: „Modulationen des Essayistischen im Film“ in: Der Essayfilm. Ästhetik und Aktualität. Konstanz: UVK 2011, S.11